Berlin-Film-Katalog

(in Vorbereitung)

Rarität des Monats September 2023

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Vom 11.-13. September 2023 jeweils um 18 Uhr (am 11. mit einer Einführung) lief


 

Eine Stunde Aufenthalt

DDR 1975 – 60 Min. – Schwarzweiß

Regie, Drehbuch: Hubert Hoelzke. Szenarium: Renate Holland-Moritz nach ihrer Erzählung „An einem ganz gewöhnlichen Abend“. Mitarbeit: Friedemann Spangenberg. Dramaturgie: Detlef Espey. Kamera: Siegfried Mogel. Szenenbild: Heinz Zeise. Kostüm: Elisabeth Lützenberg. Maske: Gisela Polzin, Marion Stets. Requisiten: Peter Isecke. Schnitt: Marion Fiedler, Brigitte Liebig. Beleuchtungsbrigade: Ralf-Michael Winkelmann. Ton: Christian Friedrich, Karl-Otto Kerner, Manfred Brichmann. Kameraassistenz: Klaus Kießig, Gisela Kayser. Regieassistenz: Ingelore Wesebaum. Aufnahmeleitung: Fritz Schielke, Bernd Leinhos, Klaus Koppel.

Darsteller: Werner Senftleben (Zugabfertiger), Agnes Kraus (Alice Räppel), Norbert Christian (Egon Ziesemaus), Gisela Morgen (Frau aus Dresden), Heinz Hinze (Mann aus Dresden), Karl-Maria Steffens (hagerer Mann), Otto-Erich Edenharter (alter Mann), Hannelore Fabry (große Frau), Harald Warmbrunn (Taxifahrer), Carola Braunbock (Gertrud), Wolfgang Greese (Herr Bachmann), Claudia Bannier (Biene), Frank Schenk (Mario), Helga Hahnemann (junge Mutter), Wolfgang Thal (Arbeiter), Birgit Edenharter (Bärbel), Alexander Wikarski (Organisator), Juliane Korén (Sigrid Melzer), Michael Pan (Jürgen Neumann), Günter Naumann (Klaus Fiedler), Marion van de Kamp (Inge Gürtler), Gerhard Bienert (Gustav), Ingrid Barkmann (elegante Frau), Liska Merbach (Fahrkartenverkäuferin), Gisela Graupner (BHL-Vorsitzende), Ingrid Rentsch (Frau aus Zeuthen) und viele andere.

Produktion: Fernsehen der DDR. Produktionsleitung: Horst Bauer.

Erstausstrahlung: 11. September 1975, Fernsehen der DDR, 1. Programm, 20.30 Uhr.


Vorfilm:

Linie 8

BRD 1983 – 31 Min. – 16 mm (1:1,375) – Farbe

Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Irina Hoppe. Kameraassistenz: Lilly Grote. Ton: Ernst Martin Schlüter, Thomas Neitzke, Norman Engel, Peter Petrides.

Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Produktionsleitung: Hans W. Müller.

Arbeitstitel: Moritzplatz

Ein ganz gewöhnlicher Abend in Berlin: Wegen einer technischen Störung steht der S-Bahn-Verkehr auf dem Ostring still. Das bringt manche Menschen in Not, anderen beschert es – wenn auch vielleicht erst auf Umwegen – Glück und neue Perspektiven in ihrem Leben.

Renate Holland-Moritz (1935-2017) war nicht nur – als „Kino-Eule“, die fünfundfünfzig Jahre lang im „Eulenspiegel“ schrieb – eine legendäre Filmkritikerin, sondern auch eine erfolgreiche Schriftstellerin. Ihre Erzählung „Graffunda räumt auf“ machte die DEFA zu der Komödie „Der Mann, der nach der Oma kam“, aus „Das Durchgangszimmer“ wurde der mindestens ebenso berühmte Fernsehfilm „Florentiner 73“ (unsere Berlin-Film-Rarität des Monats Februar 2022), mit dem Agnes Kraus endgültig zu einer der bedeutendsten Berliner Volksschauspielerinnen aufstieg. Gut drei Jahre später, 1975, adaptierte das DDR-Fernsehen auch Renate Holland-Moritz’ Erzählung „An einem ganz gewöhnlichen Abend“ (die zunächst unter dem Titel „Sechzig Minuten Aufenthalt“ angekündigt worden war): In dem so entstandenen Film „Eine Stunde Aufenthalt“ spielte Agnes Kraus wieder eine größere Rolle, wobei die begeisterte Tierliebe der von ihr verkörperten Figur ihrem eigenen Faible entsprach..

Wir zeigen diese Alltagstragikomödie, die der versierte Fernsehregisseur Hubert Hoelzke schuf, im September, dem Monat, in dem wir alljährlich einen Berlin-Film mit Verkehrsbezug präsentieren, wobei sich am 11. September die Erstausstrahlung auf den Tag genau zum achtundvierzigsten Male jährt.

Da „Eine Stunde Aufenthalt“ tatsächlich nur eine Stunde lang ist, läuft vorab ein halbstündiger Ost-West-Film der besonderen Art: Irina Hoppes 1983 als Abschlußarbeit an der West-Berliner Film- und Fernsehakademie entstandene Dokumentation „Linie 8“. Diese U-Bahn-Linie unterquerte damals zwischen Gesundbrunnen und Kreuzberg den Ostsektor und passierte dabei sechs seit dem Mauerbau geschlossene Stationen. Der Film hält aber nicht nur Impressionen aus der U-Bahn fest, sondern auch vom Leben an der Strecke: Arbeiter, die zur AEG in der Brunnenstraße gehen, die Mauer an der Bernauer Straße, den Alexanderplatz und die Stadtbahn an der Jannowitzbrücke, das besetzte Haus Luckauer Straße 3 und das Leben darin, der noch nicht wieder verbaute Blick vom benachbarten Alfred-Döblin-Platz zum Heizkraftwerk Mitte. Stadtansichten und Lebensgefühl aus dem Berlin von vor vierzig Jahren.

Unser Flyer zu diesen Raritäten. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu diesen Filmen hier: Eine Stunde Aufenthalt und Linie 8.






Quelle der filmographischen Angaben: „Eine Stunde Aufenthalt“: Szenarium, Rollennamen, Darsteller ab Ingrid Barkmann, Produktion: https://www.filmportal.de/film/eine-stunde-aufenthalt_6fd9b3002fa64e649eb467cf7f6f9ee9 (besucht am 22.8.2023). Erstausstrahlung: Berliner Zeitung vom 11.9.1975. Alle anderen Angaben: Originalabspann. „Linie 8“: Ton, Produktionsleitung: Originalabspann (dort Ernst Martin Schlüter nur mit dem zweiten Vornamen aufgeführt). Alle anderen Angaben: https://dffb-archiv.de/dffb/linie-8 (besucht am 22.7.2023).

Photos: DRA, DFFB.