Berlin-Film-Katalog
(in Vorbereitung)

Rarität des Monats September 2025

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Am 1. September 2025 (Montag) um 17.30 Uhr läuft (mit einer Einführung):



Des Teufels General

BRD 1954/1955 – 120 Min. (3291 m) – 35 mm (1:1,33) – Schwarzweiß

Ein Film von Helmut Käutner. Nach dem gleichnamigen Theaterstück von Carl Zuckmayer. Drehbuch: Georg Hurdalek, Helmut Käutner. Kamera: Albert Benitz. Bauten: Herbert Kirchhoff, Albrecht Becker, F. D. Bartels. Schnitt: Klaus Dudenhöfer. Tonmeister: Werner Schlagge. Aufnahmeleitung: H. J. Wieland, J. Hess. Kostümberatung: Erna Sander. Regieassistenz: Erica Balqué. Maskenbildner: W. Wegner, H. Fuhrmann. Kameraassistenz: G. Haase, B. Hellmund. Standfoto: Gabriele du Vinage. Technische Beratung: R. P. Rennecke, W. Zechiel. Flug- und Spezialaufnahmen: Jost Graf von Hardenberg, Ernst Kunstmann.

Darsteller: Curd Jürgens, Viktor de Kowa, Karl John, Marianne Koch, Eva-Inge­borg Scholz, Camilla Spira, Erica Balqué. Albert Lieven, Paul Westermeier, Carl Ludwig Diehl, Harry Meyen, Bum Krüger, Beppo Brem, Werner Fuetterer, Robert Meyn, Josef Offenbach, Wolfried Lier, Reinhold Nietschmann, Wolfgang Neuss, Rudolf Fenner, Horst Beck, Jochen Meyn, Thea Thiele, Ingrid van Bergen, Inge Meysel, Gustl Busch, Emmy Percy-Wüstenhagen, Werner Schumacher, Joachim Hess u.a.m.

Produktion: Gyula Trebitsch. Produktionsleitung: Heinz-Günter Sass.

Hergestellt im Real Film-Studio Hamburg.

Dreharbeiten: 23. November 1954 bis 25. Januar 1955.

Erstverleih: Europa.

Uraufführung: 23. Februar 1955, Hannover, Weltspiele.


Ende 1946 am Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt, entwickelte sich „Des Teufels General“ schnell zu einem der meistgespielten zeitgenössischen Stücke an den deutschen Bühnen. Carl Zuckmayer („Der fröhliche Wein­berg“, „Der Hauptmann von Köpenick“) hatte sich für die Hauptfigur des General Har­ras vom Schicksal seines Freundes Ernst Udet inspirieren lassen: Der 1896 ge­bo­rene Udet, im Ersten Weltkrieg als Jagd­ und danach als Kunst- und Schau­flieger (auch in einigen Filmen) bekannt und beliebt geworden, hatte sich von den Nazis einspannen lassen, schließlich als Generalluftzeugmeister. Der Funk­tio­närs­posten in Görings Reichsluftfahrtministerium entsprach jedoch nicht un­be­dingt seinen Fähigkeiten, hinzu kamen Anfeindungen wegen des Scheiterns der „Luftschlacht um England“ und des Blitzkriegs gegen die Sowjetunion. Im No­vember 1941 nahm sich Udet das Leben. Der Suizid wurde von der NS-Propaganda als Unfall ausgegeben.

Im Zentrum von Zuckmayers Drama, das er 1943-45 im US-Exil schrieb, steht das Schicksal eines hemdsärmeligen Fliegerhelden und Generals der nazi­deut­schen Luftwaffe, der erkennt, mit was für Leuten er sich (auch in einer gewissen Selbst­überschätzung) eingelassen hat. Das Stück spielt innerhalb weniger Tage im Dezember 1941, zur Zeit der deutschen Kriegs­erklärung an die USA.

So erfolgreich Zuckmayers Stück war, wurden ihm (und werden ihm teils bis heu­te) von ganz unterschiedlichen Seiten Vorwürfe bis hin zu Anfeindungen entgegengebracht. Das in mehrjähriger Arbeit entstandene Drehbuch von Georg Hurdalek und Regisseur Helmut Käut­ner machte die Vorlage nicht nur filmtauglicher, sondern präzisierte auch ihre Aussage und veränderte vor allem die Figu­ren des Ingenieurs Oderbruch und des SS-Schergen Schmidt-Lausitz. Zuckmayer soll mit dieser Bearbeitung sehr zufrieden gewesen sein, in den sechziger Jahren überarbeitete er sein Stück selbst noch einmal.

Während Curd Jürgens heute als idealer Darsteller des Harras erscheint, wur­de diese Besetzung damals überrascht bis befremdet aufgenommen, da man ihn bis dahin vor allem als Salonlöwen und Liebhaber gekannt hatte. Dement­spre­chend bedeutete die Rolle für ihn einen wichtigen Karriereschritt, zumal er auch für im Spätsommer 1955 bei der Biennale in Venedig als bester Darsteller ausgezeichnet wurde. Ungewöhnlich war in dem Film auch die Besetzung des Bösewichts Schmidt-Lausitz mit Viktor de Kowa.

An der Kasse war der Film trotz seiner Starbesetzung nur mäßig erfolgreich, und auch die Bundes­film­preis­jury zeigte eine auffällige Zurückhaltung: Ausgezeichnet wurde nur Marianne Koch (für die beste weibliche Nebenrolle). Die Preise für den besten abend­füllenden Spielfilm, die beste Regie und das beste Drehbuch gingen 1955 an „Canaris“ von Alfred Weidenmann und Herbert Reinecker, ein hinsichtlich der Dar­stellung seiner NS-verstrickten Titelfigur sehr viel proble­ma­ti­scheres Werk, das bezeich­nen­der­weise auch ein viel größeres Publikum fand.


Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu diesem Film hier und hier.

Bitte beachten Sie auch die virtuelle Curd-Jürgens-Ausstellung auf der Website des Deutschen Filminstituts.


„Des Teufels General“ ist ein großer und starker Film aus einem Guß geworden.
Er wird zu jenen Erfolgen gehören,
von denen man im In- und Ausland
noch lange spricht.  

Dieter Fritko, Film-Echo Nr. 10 vom 5. März 1955


 


 

Quellen der filmographischen Angaben: folgen.

Photos: DFF.