Berlin-Film-Katalog
(in Vorbereitung)

Rarität des Monats Oktober 2025

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Am 6. Oktober 2025 (Montag) um 17.30 Uhr läuft (mit einer Einführung):



Der Bruch

DDR 1988/1989 – 118 Min. (3237 m) – 35 mm (1:1,37) – Farbe

Regie: Frank Beyer. Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase. Kamera: Peter Ziesche. Szenenbild: Dieter Adam. Kostüme: Christiane Dorst. Masken: Lothar Stäglich, Rosemarie Stäglich, Anette Klockau. Assistenzregie: Doris Borkmann. Musik: Günther Fischer. Schnitt: Rita Hiller. Dramaturgie: Dieter Wolf. Fachberater: Oberstleutnant der K a.D. Kurt Grosskopf. Ton: Hans-Henning Thölert. Tonmischung: Konrad Walle. „Tango für Paul“: Text: Wolfgang Kohlhaase, Gesang: Jürgen Walter. Gewandmeister: Fides Joppien, Marcel Manoury, Christine Zartmann. Bauausführung: Helfried Winzer, Dieter Döhl, Frank Abraham, Angela Rienäcker. Bühnenmeister: Dieter Tillack. Requisiten: Klaus Selignow. Beleuchtungsmeister: Rolf Schneider. Kameraassistenz: Frank Bredow, Waltraut Pathenheimer. Aufnahmeleitung: Dieter Anders, Dieter Albrecht. Produktionsleiter: Gerrit List.

Darsteller: Götz George (Graf), Rolf Hoppe (Markward), Otto Sander (Lubowitz), Ulrike Krumbiegel (Tina), Volker Ranisch (Julian), Thomas Rudnick (Bubi), Gerhard Hähndel (Lotz), Hermann Beyer (Kollmorgen), Jens-Uwe Bogadtke (Biegel), Reiner Heise (Pinske), Jürgen Walter (Müller), Angelika Waller (Anita Graf), Franziska Troegner (Frau Markward), Hildegard Alex, Heinz Dieter Knaup, Klaus Manchen, Peter Mohrdieck, Günter Rüger, Axel Werner, Hans Bergemann, Magne Håvard Brekke, Ute Loeck, Peter Pauli, Hans-Jochen Röhrig, Elke Schuhrk, Hannes Stelzer u.a.

Produktion: DEFA Studio für Spielfilme, Gruppe Babelsberg. Produktionsleiter: Gerrit List.

Dreharbeiten: 23. März bis 2. Mai 1988.

Erstverleih: Progress (Ost), Jugendfilm (West).

Uraufführung: 19. Januar 1989, Berlin, Kosmos.


„Wozu haben wir das alles überlebt: den Krieg und den Knast, wenn wir jetzt nicht weitermachen?“ – Das ist die Haltung von Erwin Lubowitz, der im Berlin des Jahres 1946 ein ganz großes Ding plant: den Einbruch in den Tresor der Verkehrskreditbank, wo die Fahrgeldeinnahmen der Reichsbahn lagern. Da­zu bedient er sich zwei weiterer schwerer Jungs, aber auch jun­ger „Nachwuchs­kräfte“.

Der legendäre Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase („Berlin – Ecke Schön­hau­ser …“, „Solo Sunny“, „Sommer vorm Balkon“, um nur drei seiner berühm­testen Arbeiten zu nennen) orientierte sich bei „Der Bruch“ an dem authen­ti­schen Fall des Einbruchs in den Tresor der Reichsbahndirektion Berlin, der sich im November 1951 ereignet hatte. Kohlhaase verlegte das Gesche­hen jedoch in die allererste Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als der Ost-West-Konflikt noch nicht eskaliert und die Stadt noch nicht gespalten war, dement­sprechend trotz der im­men­sen Zerstörung und Not die Zukunft noch offener und vielleicht sogar viel­versprechender erschien als später. So großen Raum Pla­nung, Ausführung und Aufklärung des Falles einnehmen, so legten Kohlhaase und der Regisseur Frank Beyer („Karbid und Sauerampfer“, „Spur der Steine“, „Jakob, der Lügner“) zugleich großen Wert auf eine Schilderung der Atmosphäre und Stimmung jener Zeit.

Für die so entstandene melancholische Gaunerkomödie engagierte die DEFA 1988 (mit westlicher Unterstützung) für zwei Hauptrollen Otto Sander, der in der DDR noch nicht so bekannt war, und Götz George, der im Laufe der achtziger Jahre vor allem durch seine Verkörperung des „Tatort“-Kommissars Schimanski zu neuem Ruhm gekommen war (natürlich auch im Osten), und hier die Mög­lichkeit erhielt, sich von dem so erworbenen Rauhbeinimage zu emanzipie­ren. Anfang 1989 im Ost-Berliner Filmtheater Kos­mos uraufgeführt, soll sich „Der Bruch“ in der DDR zu einem Publikumserfolg ent­wickelt haben, wie er für eine DEFA-Pro­duktion mittlerweile ungewöhnlich war. Im Westen, wo der (auch für dor­tige Verhältnisse un­gewöhnlich teure) Film wenig später in die Kinos kam, erntete er ebenfalls gute Kritiken, konnte aber nicht so viele Zu­schauer an­locken. Immerhin lief er – außer Konkurrenz – im Februar 1989 auf der Berlinale, und 1990 erhielten Beyer und Kohlhaase den Ernst-Lubitsch-Preis für die beste komödiantische Leistung in einem deutschen Film.


Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu diesem Film hier, hier und hier.



Frank Beyer schaffte das Kunststück, einen ebenso spannenden wie komischen Krimi zu produzieren, in dem kein einziger Schuß fällt, keine Schlägereien oder wilde Verfolgungsjagden stattfinden.

Klaus Klöppel, Volksblatt Berlin vom 20. Januar 1989


 


 

Quellen der filmographischen Angaben: Länge, Film- und Bildformat, Drehzeit, Erstverleih West: https://www.filmportal.de/film/der-bruch_235beeecc6eb4fe09d5298024c9b1652 (dort weitere Angaben zu Darstellern und Stab; Progress Pressebulletin Kino DDR Nr. 1/1989 nennt als Länge 3048 m, 111 Min.). Uraufführung: Berliner Morgenpost vom 21.1.1989. Alle anderen Angaben: Originalabspann.

Photos: DEFA-Stiftung/Waltraut Pathenheimer.