Berlin-Film-Katalog

(in Vorbereitung)

Rarität des Monats März 2025

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Am 3. März 2025 (Montag) um 17.30 Uhr lief (mit einer Einführung):



Freddy und die Melodie der Nacht

BRD 1960 – 94 Min. (2555 m) – 35 mm (1:1,37) – Schwarzweiß

Regie: Wolfgang Schleif. Idee, Drehbuch: Gustav Kampendonk, Aldo von Pinelli. Bildgestaltung: Igor Oberberg. Musik: Lotar Olias. Liedertexte: Günter Loose, Aldo von Pinelli. Kameraführung: Siegfried Hold. Bauten: Gabriel Pellon, Peter Röhrig. Kostüme: Eva-Maria Schröder. Ton: Oskar Haarbrandt. Schnitt: Hermann Ludwig. Regieassistenz: Karl von Barany. Produktionsassistenz: Bruno Voges. Aufnahmeleitung: Karl Gillmore, Siegfried Schröder. Choreographie: Sabine Ress (Künstlerische Mitarbeit: Gisela Free).

Darsteller: Freddy Quinn, Heidi Brühl, Grethe Weiser, Peter Carsten, Hans Nielsen, Kai Fischer, Harry Engel, Willi Rose, Herbert Weißbach, Werner Stock, Bruno Pantel, Gert Kollat, Kunibert Gensichen, Cora Corell. Tanzsolisten: Anna-Luise Schubert, Hannelore Carlé, Jürgen Feindt, Jan Boral, Bob de Witt.

Produktion: Melodie-Film. Produktionsleitung: Dr. Hans-Otto Schröder.

Erstverleih: Ufa.

Uraufführung: 28. April 1960, Essen, Lichtburg.


„Freddy und die Melodie der Nacht“ entstand natürlich als Vehikel für den
Schlagersänger Freddy Quinn, 
der sich damals, um 1960, auf dem Höhepunkt seines Erfolgs befand. Es war der dritte abendfüllende Spielfilm, in dem er die männliche Hauptrolle spielte, und zwischen 1959 und 1964 entstanden nicht weniger als zehn solcher Streifen.

Überraschenderweise ist „Freddy und die Melodie der Nacht“ jedoch weit mehr als einer jener zahlreichen einfallslosen Unterhaltungsfilme, die zu jener Zeit die bundesrepublikanische Produktion prägten. Im Gegenteil handelt es sich um einen für die damaligen deutschen Verhältnisse recht ungewöhnlichen Film: Die Kriminalhandlung, in welche ein wackerer Taxifahrer (Quinn) verwickelt wird, spielt sich in einer einzigen Nacht ab. Entsprechend viele Aufnahmen entstanden tatsächlich in den nächtlichen Straßen Berlins, was ein Grund dafür gewesen sein dürfte, daß als Kameramann Igor Oberberg verpflichtet wurde, der rund anderthalb Jahrzehnte zuvor Helmut Käutners Meisterwerk „Unter den Brücken“ photographiert hatte, das nicht zuletzt seiner Nachtaufnahmen wegen berühmt geworden war.

In „Freddy und die Melodie der Nacht“ werden nicht etwa die Sehenswürdigkeiten (West-) Berlins ins Bild gerückt; die Attraktion (und der Grund, weshalb die Handlung so nur in Berlin angesiedelt werden konnte), besteht vielmehr darin, daß die Stadt „durchgehend geöffnet“ ist, sprich: es keine Sperrstunde gibt. So bleibt denn auch die Imbißbude auf der großen Brache am Breitscheidplatz, auf der wenig später das Europa-Center entstand, die ganze Nacht über eine Anlaufstelle.

Die mütterliche Inhaberin der Imbißbude, die tatsächlich existierte, wird von Grethe Weiser gespielt, neben der Freddy Quinn schauspielerisch ebenso bestehen konnte wie neben Heidi Brühl in der weiblichen Hauptrolle und anderen Profis.

Der Schluß des Films ist schließlich für einen Unterhaltungsfilm wiederum ungewöhnlich, fast schon verstörend.

 

Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu diesem Film hierhier und hier.



„Freddy und die Melodie der Nacht“ erinnert in seiner Ziellosigkeit, dem Aufnehmen unterschiedlicher Handlungselemente, ohne sie zu Ende bringen zu müssen, an die parallel aufkommende „Nouvelle vague“.

https://udorotenberg.blogspot.com/2016/06/freddy-und-die-melodie-der-nacht-1960.html (besucht am 23.1.2025)





Quellen der filmographischen Angaben: Länge, Format, Erstverleih, Uraufführung: https://www.filmportal.de/film/freddy-und-die-melodie-der-nacht_7ceb19ef1a3b4774a4e87832823e31b3 (zuletzt besucht am 5.3.2025). Alle anderen Angaben: Originalvorspann.

Photo: DFF.