Rarität des Monats März 2024
Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.
Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.
Am Montag, 4. März 2024 um 17.30 Uhr lief (mit einer Einführung)
Am Tag, als der Regen kam
BRD 1959 – 89 Min. (2426 m) – 35 mm (1:1,37) – Schwarzweiß
Regie: Gerd Oswald. Drehbuch: Heinz Oskar Wuttig, Gerd Oswald, Will Berthold. Bild: Karl Löb. Bauten: Paul Markwitz. Musik: Martin Böttcher. Schnitt: Heinz Haber. Ton: Clemens Tütsch. Aufnahmeleitung: Heinz Götze, Helmut Oestreicher. Regieassistenz: Roly Bock.
Darsteller: Mario Adorf, Gert Fröbe, Christian Wolff, Corny Collins, Elke Sommer, Claus Wilcke, Ernst Jacobi, Gerd Günther Hoffmann, Wolf Richards, Uwe Gauditz, Horst Naumann, Ulla Moritz, Harry Hertsch, Arno Paulsen, Herbert Weißbach u.a.
Produktion: Alfa Film GmbH. Produktionsleitung: Wolf Brauner. Gesamtleitung:
Artur Brauner.
Dreharbeiten: September-Oktober 1959, Berlin (Außenaufnahmen), Bavaria-Filmstudios Geiselgasteig.
Erstverleih: Bavaria.
Uraufführung: 22. November 1959, Stuttgart, EM-Theater.
Im Laufe der fünfziger Jahre war auch in Deutschland das Problem des zunehmend aufmüpfigen, zuweilen in die Kriminalität abgleitenden Nachwuchses immer virulenter geworden. 1959, drei Jahre nachdem der Spielfilm „Die Halbstarken“ für Aufsehen gesorgt hatte, wollte auch Berlins bedeutender Filmproduzent Artur Brauner auf diese Entwicklung reagieren.
Mit „Am Tag, als der Regen kam“ schuf er eine für ihn nicht untypische Mischung aus Ambition und Oberflächlich- sowie anderer Nachlässigkeit: Einerseits überzeugt der Film mit einer prominenten Besetzung und vielen, für die damalige Zeit noch eher unüblichen Nachtaufnahmen aus den Straßen Berlins, photographiert von dem renommierten Kameramann Karl Löb. Andererseits erzählt der Film kaum mehr als eine konventionelle Krimigeschichte, hier eben mit jungen Akteuren (deren Darsteller freilich zum Teil schon um die dreißig waren). Gert Fröbe als Vater und dem Alkohol verfallener Arzt, dem die Approbation entzogen wurde, beeindruckt nicht nur besonders, weil er eine für ihn ungewöhnliche, schwache, gebrochene Figur spielt – es ist auch so ziemlich die einzige, die eine gewisse Tiefe besitzt und nicht nur ein Abziehbild ist. Außerdem gibt es einige Unwahrscheinlichkeiten: Beispielsweise soll sich das Hauptquartier der Räuberbande im Keller des im Wiederaufbau befindlichen Reichstagsgebäudes befinden.
Schließlich der Filmtitel: Dieser war kurzfristig eingekauft worden, nachdem sich
das gleichnamige Lied (Musik: Gilbert Bécaud, Text: Pierre Delanoë, deutscher Text: Ernst Bader) zu einem großen Hit entwickelt hatte. Natürlich ist es in dem Film (dessen Arbeitstitel „Schwarze Panther“ lautete, bezogen auf eine Bande, die in München [!] ihr Unwesen getrieben hatte) zu hören, zu dessen Handlung hat es allerdings keinerlei Bezug. Da hier auch andere Schlager erklingen, fragt man sich, was Martin Böttcher (zu dessen ersten Arbeiten in seiner langen, erfolgreichen Karriere die Musik zu „Die Halbstarken“ gehörte) hier groß zu tun hatte.
Nichtsdestoweniger ist der Film – den der Hollywood-erprobte Gerd Oswald, Sohn des in der Weimarer Republik bedeutenden Filmemachers Richard Oswald, mitschrieb und inszenierte – ein interessantes Zeitdokument und besitzt einige Qualitäten.
Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.
Mehr zu diesem Film hier und hier.
Quellen der filmographischen Angaben: Länge, Film- und Bildformat, Dreharbeiten, Erstverleih, Uraufführung: https://www.filmportal.de/film/am-tag-als-der-regen-kam_85063f618a5649498b8dce7b1c9a2954 (besucht am 22.2.2024). Alle anderen Angaben: Originalvorspann.
Photos: DFF.