Rarität des Monats Februar 2025
Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.
Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.
Am 3. Februar 2025 (Montag) um 17.30 Uhr lief (krankheitsbedingt leider ohne die übliche Einführung):
Banktresor 713
BRD 1957 – 89 Min. (2439 m) – 35 mm (1:1,66) – Schwarzweiß
Regie: Werner Klingler. Drehbuch: Herbert Reinecker. Kamera: Helmuth Ashley. Musik: Werner Eisbrenner, Liedertext: Hans Bradtke. Bauten: Hanns H. Kuhnert, Willi Vorwerg. Kameraführung: Franz Lederle. Regieassistenz: Ralph Lothar. Schnitt: Wolfgang Wehrum. Masken: Ludwig Ziegler, Hertha Schwarz. Aufnahmeleitung: Mohr von Chamier. Ton: Erwin Tews.
Darsteller: Martin Held, Hardy Krüger, Nadja Tiller, Charles Regnier, Hildegard Grethe, Helga Martin, Fritz Wagner, Arno Paulsen, Ewald Wenck, Käthe Alving, Agnes Windeck, Margrit Reismann, Hellmuth Grube, Franz-Otto Krüger, Bruno W. Pantel, Erni Bieler, Georg Gütlich, Wolfgang Völz, Heinz Holl, Edgar Faiss, Paul Schacke, Willi Endtresser, Carl de Vogt.
Produktion: Berolina-Kurt Ulrich Produktion. Produktionsleitung: Heinz Willeg, Karl Mitschke. Gesamtleitung: Kurt Ulrich.
Aufgenommen im Ufa-Atelier Berlin-Tempelhof.
Erstverleih: Deutsche Film Hansa.
Uraufführung: 29. August 1957, Hamburg, Passage-Theater.
„Dies ist eine Verfilmung des berühmten Einbruchs der Gebrüder Sass in den Tresorraum einer Bank am Wittenbergplatz.“ – So kann man häufig über „Banktresor 713“ lesen. Doch der spannende Film ist von dem authentischen Fall allenfalls inspiriert. Es geht schon damit los, daß der Streifen in der damaligen Gegenwart des Jahres 1957 spielt und darauf auch ausdrücklich Bezug nimmt. Der Altersunterschied zwischen den Hauptdarstellern Martin Held und Hardy Krüger ist so groß, daß sie eher Vater und Sohn denn Brüder sein könnten. Diese beiden Hauptfiguren sind auch keine Berufsverbrecher, sondern durch die Zeitläufte deklassierte Angehörige der Mittelschicht. Generell zeigt das Geschehen in dem Film nur wenige Parallelen zu dem, was die Brüder Sass 1929 trieben. Übrig bleibt eigentlich nur: Zwei Brüder brechen in Berlin unter irdisch in den Tresorraum einer Bank ein.
Für die Photographie verantwortlich zeichnete bei „Banktresor 713“ mit Helmuth Ashley einer der seinerzeit renommiertesten Kameramänner im deutschen Film. Zahlreiche Außenaufnahmen entstanden rund um den Hochbahnhof Bülowstraße, wo die an der Ecke Bülow- und Potsdamer Straße stehende Zentrale der Berliner Commerzbank als Objekt der kriminellen Begierde diente (die Szenen im Tresorraum entstanden, wie die meisten weiteren Innenaufnahmen, natürlich in den Tempelhofer Ateliers). Gedreht wurde aber auch im Sommergarten am Funkturm oder an einer Tankstelle am Tempelhofer Damm. Gut er kennen kann man in dem Film, wie 1957 kaum mehr Ruinen herumstanden, aber das Berliner Stadtbild noch von vielen Baulücken geprägt wurde.
„Banktresor 713“ ist einer von drei Krimis, die Mitte bis Ende der fünfziger Jahre nach Drehbüchern von Herbert Reinecker (1914-2007) entstanden – der ja später in diesem Genre so überaus erfolgreich war, allen voran natürlich mit den Krimiserien „Der Kommissar“ und „Derrick“ – und in denen Martin Held und Hardy Krüger Hauptrollen verkörperten. Krüger hatte schon, als Halbwüchsiger, seine erste Filmrolle in einem von Reinecker geschriebenen Streifen gespielt: 1944 in dem NS-Propagandaspielfilm „Junge Adler“. Martin Held und Nadja Tiller hatten kurz vor „Banktresor 713“ in dem ebenfalls von Reinecker geschriebenen, von Werner Klingler inszenierten und von Kurt Ulrich produzierten Film „Spion für Deutschland“ Hauptrollen gehabt.
Der erste der erwähnten drei Krimis von Herbert Reinecker mit Martin Held und Hardy Krüger, „Alibi“ (1955), lief am 22. Januar 2025, der dritte, „Bumerang“ (1960), am 26. Februar 2025, jeweils um 15.45 Uhr in der Reihe „Der alte deutsche Film“ in den Eva-Lichtspielen.
Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.
Mehr zu diesem Film hier.
Ein Film (…), spannungsgeladen vom ersten Moment bis zum letzten. (…) Einer von den Filmen, die man sich auf jeden Fall ansehen sollte.
mek, Nacht-Depesche vom 21. September 1957
Quellen der filmographischen Angaben: Länge, Format, Erstverleih, Uraufführung: https://www.filmportal.de/film/banktresor-713_9d5bf65a3a49462b9274dad5d7aeff6a (zuletzt besucht am 5.3.2025). Alle anderen Angaben: Originalvorspann.
Photos: DFF.