Rarität des Monats Februar 2018
Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.
Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeweils am zweiten Montag im Monat im Brotfabrikkino eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.
Vom 8.-14. Februar 2018 um 18 Uhr lief
Kein Platz für Liebe
D (Ost) 1946/1947 – 76 Min. (2103 m) – 35 mm (1:1,33) – Schwarzweiß
Regie: Hans Deppe. Buch: Margarete Hackebeil, Hans Deppe. Nach einer Idee von Wolfgang W. Parth. Kamera: Kurt Schulz. Schnitt: Lilian Seng. Musik: Hanson Milde-Meissner. Ton: Klaus Jungk. Bauten: Otto Erdmann, Kurt Herlth. Regieassistenz: Hans Ohrtmann. Aufnahmeleitung: Fritz Brix, Max Sablotzki.
Darsteller: Bruni Löbel (Monika), Heinz Lausch (Hans Winkelmann), Ernst Legal (William Spier), Elsa Wagner (Niobe), Margarete Kupfer (Frau Kruse), Hans Neie (Peter), Wilhelm Bendow (Der Verdrießliche), Franz Otto Krüger (Der Sehnsüchtige), Walter Gross, Ewald Wenck, Knut Hartwig, Albert Venohr, Eva Maria Scholz, Günther Lobe, Horst Gentzen, Ingeborg Krebs, Erich Dunskus, Lilly Schönborn, Toni Tetzlaff, Hilde Sonntag, Antonie Jäkel, Else Ehser, Max Paetz.
Produktion: DEFA – Deutsche Film A.-G. Produktionsleitung: Adolf Fischer.
Arbeitstitel: „Meine Frau, das Fräulein“, „Platz für Liebe!“.
Erstverleih: Sovexportfilm.
Uraufführung: 31. März 1947, Berlin (sowjetischer Sektor), Capitol (Adlershof), Delphi (Weißensee), Filmtheater am Friedrichshain, Forum (Köpenick), Franziskaner (Bhf. Friedrichstraße), Odeum (Pankow), Mila-Lichtspiele (Schönhauser Allee), Volkshaus (Friedrichsfelde), Puhlmann (Schönhauser Allee), Silvana (Baumschulenweg), UT (Oberschöneweide), Volkshaus (Weißensee).
In Zeiten des Krieges lebt man intensiver und schneller. Und so haben auch Monika und Hans kurzentschlossen geheiratet, nachdem sie sich während eines Heimaturlaubs von Hans innerhalb von zehn Tagen kennengelernt hatten. Ein Wiedersehen gibt es für die Ferngetrauten jedoch erst Jahre später – und im zerbombten Berlin keinen Platz, wo das Paar seine Hochzeitsnacht nachholen, geschweige denn zusammenleben könnte. Zwar denken sich die beiden, die jeweils bei Verwandten Unterschlupf gefunden haben, diverse Tricks aus, um zur intimen Zweisamkeit zu gelangen, doch immer kommt etwas dazwischen.
Unter den ersten abendfüllenden Spielfilmen der 1946 gegründeten DEFA nimmt „Kein Platz für Liebe“ eine besondere Stellung ein: Er war die erste Komödie und der erste Unterhaltungsfilm der Produktionsfirma, und natürlich wollte man auch mit diesem Lustspiel zeigen, daß in Babelsberg und den anderen Studios im sowjetischen Machtbereich nun ein anderer Geist herrscht. Also sollte der Film nicht in seligen Ufa-Traumwelten schwelgen, sondern im Hier und Jetzt spielen und Probleme aufgreifen, mit denen sich in der damaligen Gegenwart viele Menschen konfrontiert sahen. Gedreht wurde im eisigen, langen „Hungerwinter“ 1946/1947 in einem verschneiten Berlin. Mindestens eine „Außenszene“ entstand allerdings im Johannisthaler Atelier – was nicht nur damals international üblicher Filmproduktionspraxis entsprach, sondern in diesem Falle auch der schieren Notwendigkeit: Die erste Begegnung von Monika und Hans sollte an einem sommerlichen See stattfinden.
Obwohl „Kein Platz für Liebe“ – nach „Die Mörder sind unter uns“, „Irgendwo in Berlin“ und „Freies Land“ – außerdem erst der vierte DEFA-Spielfilm war, der in die Kinos kam, ist der Streifen weitgehend in Vergessenheit geraten. So ist er auch noch nicht auf DVD oder BluRay verfügbar. Wir zeigen ihn in ganz traditioneller Weise, als 35-mm-Kinofilmkopie.
Wie Bruni Löbel, die hier eine ihrer ersten Hauptrollen spielte, setzten auch ihr Filmpartner Heinz Lausch und viele Nebendarsteller ihre Karriere wenige Jahre später im Westen fort. So auch der Autor des Exposés für diesen Film Wolfgang W. Parth (1946 war sein Erlebnisbericht über die Kämpfe um Berlin „Die letzten Tage“ im Aufbau-Verlag erschienen) und der Regisseur und Co-Drehbuchautor Hans Deppe, der damals zugleich als Schauspieler und Kabarettist, auf den Bühnen wie beim (sowjetisch kontrollierten) Berliner Rundfunk sehr umtriebig und eine feste Größe in der noch ungeteilten Berliner Kulturszene war. 1950 trat er in der jungen BRD mit „Schwarzwaldmädel“ die Heimatfilmwelle los.
Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.
Mehr zu dem Film hier und hier.
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J.G.
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Quellen der filmographischen Angaben: Produktionsjahre: www.filmportal.de/film/kein-platz-fuer-liebe_08261065aa234669a0fb30e0a286b2ae (besucht am 24.12.2017). Filmformat, Filmlänge: www.defa-stiftung.de/DesktopDefault.aspx?TabID=412&FilmID=Q6UJ9A002LQ9&qpn=0 (besucht am 23.12.2017). Arbeitstitel: „Berliner Zeitung“ vom 18. Februar 1947. Erstverleih, Uraufführung: „Neue Zeit“ vom 30. März 1947. Alle anderen Angaben: Originalvorspann (dort Ewald Wenck „Wenk“ geschrieben).
Bilder: DEFA-Stiftung/Kurt Schlawe.