Berlin-Film-Katalog

(in Vorbereitung)

Rarität des Monats August 2024

Die Auswahl an Berlin-Filmen, die in den Kinos wie im Fernsehen läuft, wird immer kleiner. Das Filmbild der Stadt wird dementsprechend von immer weniger Werken geprägt. Und immer mehr Berlin-Filme, darunter auch bedeutende, geraten in Vergessenheit.

Deshalb und um zu zeigen, daß Berlin-Film-Katalog nicht nur auf Geld wartet, gibt es den Jour fixe des selten gezeigten Berlin-Films: Seit Juni 2012 wird jeden Monat eine Berlin-Film-Rarität präsentiert.

Am 5. August 2024 (Montag) um 17.30 Uhr lief (mit einer Einführung)



Gleisdreieck

D 1936/1937 – 80 Min. (2209 m) – 35 mm (1:1,37) – Schwarzweiß

Regie: Robert A. Stemmle. Drehbuch: Rolf E. Vanloo, Robert A. Stemmle nach einer Novelle von Rolf E. Vanloo. Kamera: Karl Puth. Musik: Hans-Otto Borgmann. Schnitt: Roger von Norman. Ton: Carlheinz Becker, Werner Pohl. Bauten: Karl Böhm, Erich Czerwonski. Kostüme: Walter Leder, Paula Hettwer. Requisite: Alfred Schütz, Ernst Thege. Maske: Friedrich Havenstein, Harry Pantzer. Regieassistenz: Hans Abrell, Roger von Norman. Standphotos: Alexander Schmoll.

Darsteller: Gustav Fröhlich (U-Bahn-Fahrdienstleiter Hans Scheffler), Heli Finkenzeller (Gerda Volkmann), Paul Hoffmann (Max Volkmann), Otto Wernicke (Aufsichtsbeamter Scheffler), Hilde Sessak (Zigarettenverkäuferin Lotte Krüger), Fritz Genschow (Zugbegleiter Fritz Buchholz), Toni von Bukovics (Frau Scheffler), Eduard Wenck (entlassener Entlassener U-Bahner Gehrke), Albert Hörrmann (Ganove Hobby), Oscar Sabo (Taxifahrer), Werner Pledath (Kriminalkommissar König), Ellinor Büller (Chefin des Modesalons), Olly van Dyck (Gerdas Freundin im Modesalon), Edith Meinhard (Fahrkartenverkäuferin), Rudolf Essek (Geschäftsführer des Modesalons), Walter Gross (Besitzer des Möbelgeschäftes), Wolfgang Staudte (U-Bahn-Schaffner in der Generalversammlung), Harry Elnain (Freund von Max), Knut Hartwig (2. Kriminalkommissar), Erich Kasch (1. Kriminalbeamter), Rio Nobile (2. Kriminalbeamter), Alfred Walter (3. Kriminalbeamter), Helga Böttger (Gretchen), Adolf Fischer (1. Reinigungskraft in der U-Bahn), Charly Berger (2. Reinigungskraft in der U-Bahn), Erich Gühne (U-Bahn-Schaffner), Betty Waid (Fahrgast in der U-Bahn), Fritz Klaudius (1. U-Bahn-Schaffner in der Generalversammlung), Arthur Kühn (2. U-Bahn-Schaffner in der Generalversammlung), Hans Henninger (U-Bahner), Walter Lieck (Beamter im Meldeamt), Marie Sera (Zimmervermieterin), Arthur Reinhardt (Kellner im Restaurant), Alfred Karen (Kinokartenkäufer), Ludwig Andersen (Geldvermittler), Kurt Keller-Nebri (Kriminalbeamter im U-Bahn-Schacht), Alfred Stein (Gast im Restaurant), Lotte Spira.

Produktion: F.D.F. Fabrikation deutscher Filme im Auftrag von Universum-Film AG (Ufa). Herstellungsgruppe Wuellner-Ulrich. Herstellungsleitung: Robert Wuellner, Hans Herbert Ulrich. Produktionsleitung: Hans von Wolzogen. Aufnahmeleitung: Karl Gillmore.

Erstverleih: Ufa.

Uraufführung: 27. Januar 1937, Berlin, Ufa-Palast am Zoo.

 

Ohne einen leistungsfähigen Öffentlichen Personennahverkehr ist ein an-genehmes Leben in einer modernen Großstadt kaum möglich. Dennoch stehen Busse und Bahnen nur erstaunlich selten im Mittelpunkt von Spielfilmen. Dies hat zunächst mit dem organisatorischen Aufwand zu tun, bei Untergrund-bahnen spielte aber lange Zeit auch eine Rolle, wie schwierig und aufwendig es war, in den Tunneln zu drehen, zumal es selbst in den Stationen für heutige Verhältnisse unglaublich dunkel war.

Schon von daher stellt Robert Adolf Stemmles 1936 entstandener Krimi „Gleisdreieck“ bis heute eine Ausnahme dar: Der Film erzählt die Geschichte eines Fahrdienstleiters auf dem titelgebenden Berliner Hochbahnhof, der eine junge Frau vor dem Suizid bewahrt. Die beiden kommen sich näher, doch der sittenstrenge Vater des Mannes, ebenfalls ein U-Bahner, torpediert die Beziehung, da der Bruder der Frau im Gefängnis gesessen hat. Aus diesem entlassen, wird er bald wieder kriminell, und der wackere Fahrdienstleiter in das verbrecherische Geschehen hineingezogen.

Aufnahmen für „Gleisdreieck“ fanden tatsächlich auf den Strecken und Stationen der Berliner U-Bahn statt. Die Hauptrolle in der für die Ufa entstandenen Produktion spielte mit Gustav Fröhlich ein damaliger Star. Mit Heli Finkenzeller, Otto Wernicke oder Hilde Sessak wirkten weitere seinerzeit bekannte und beliebte Darsteller mit. Der Regisseur und Co-Drehbuchautor Stemmle inszenierte später auch so berühmte Berlin-Filme wie „Berliner Ballade“ und die 1954er-Version von „Emil und die Detektive“ und war an Arbeiten wie „Die Kuckucks“, die 1949 entstandene Adaption von „Der Biberpelz“ oder den Antifa-Klassiker „Affaire Blum“ beteiligt.

Lange Zeit war „Gleisdreieck“ kaum verfügbar. Wir bieten eine der ersten Möglichkeiten, die digital restaurierte Fassung zu erleben.


Unser Flyer zu dieser Rarität. Sie dürfen ihn gern herunterladen, ausdrucken, verteilen oder einrahmen und an die Wand hängen.

Mehr zu diesem Film hier.


Da sich unsere Aufführung von „Gleisdreieck“ sehr großen Interesses erfreute, wird der Film am 9. Oktober (Mittwoch) um 15.45 Uhr in der Reihe Der alte deutsche Film in den Eva-Lichtspielen gezeigt.



Regisseur Stemmle hat das Untergrundbahnmilieu lebensecht inszeniert und die Darsteller sicher geführt.

Österreichische Film-Zeitung vom 5. Februar 1937


 



Quellen der filmographischen Angaben: https://www.filmportal.de/film/gleisdreieck_a7baec64d3e34985a59343cc9d76b01e (besucht am 1.8.2024).

Photo: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung.